Das Brand-Knabenkraut ist wie die meisten Knabenkraut-Arten stark zurück gegangen. Ein Schwerpunkt der Verbreitung war früher das mittlere Saaletal, aber inzwischen sind hier nur noch wenige Pflanzen vorhanden. Verbreitungsschwerpunkte sind heute die Badraer Lehde, der Südwesthang des Kyffhäuser sowie die Hainleite bei Günserode. Am Alten Stolberg blühen wenige Exemplare einer spätblühenden Sippe: Neotinea ustulata supsp. aestivalis.
Die Bienen-Ragwurz war zum Ende des 19. Jahrhunderts in Thüringen selten. Inzwischen hat sie sich nicht nur über das gesamte Thüringen ausgebreitet, sie besiedelt auch verstärkt Sekundärstandorte wie alte Steinbrüche, Schießstände, Bergwerkshalden und die “Vorgarten”-Anlagen in den Plattenbau-Siedlungen und bildet dabei auch recht starke Vorkommen. Das hat zur Folge, dass sie in der Roten Liste Thüringens nicht eingestuft ist. Ophrys apifera ist die einzige Ophrys-Art, die autogam ist. Sie scheint eine recht alte Art zu sein, ihr Gesamt-Verbreitungsgebiet erstreckt sich über das gesamte Europa mit Ausnahme der nordeuropäischen Staaten und reicht bis an den Südrand des Kaukasus. Durch die Autogamie ist der Habitus recht stabil, es treten dabei Farbabweichungen auf und Veränderungen der Malgestaltung. Sicher auf die Autogamie zurückzuführen sind Veränderungen der Petalen (obere innere Perigonblätter), die typisch grün und behaart sind, hin zu Blättern, die in Form und Farbe den Sepalen (äußere Perigonblätter) gleichen (Ophrys apifera var. jurana). Einher geht eine Auflösung des Mals der Lippe (Ophrys apifera var. botteroni) bis zur Umgestaltung auch der Lippe zu einem den Sepalen gleichenden Blatt. Diese Varietät wurde 2017 als Ophrys apifera Huds. var. jenensis H. Voelckel et E.Theel im Saaletal gefunden und beschrieben.
Die Breitblättrige Stendelwurz ist die häufigste Art der Gattung in Thüringen und hat die größte Verbreitung. Dementsprechend wird sie nicht in der Roten Liste geführt. Sie ist eine sehr variable Art. Das hat dazu geführt, dass eine Vielfalt von Sippen abgetrennt wurden und mit unterschiedlichem Status (Unterart, Varietät, Form) beschrieben wurden. Unter den für Thüringen unterschiedenen Sippen sind zu nennen:
Epipactis helleborine subsp. helleborine
Epipactis helleborine supsp. orbicularis (Synonym Epipactis distans s. dort)
Die Korallenwurz hat in nur eine Vertreter in Europa – Corallorhiza trifida. Sie ist eine kleine, blattlose gelblich grüne Pflanze, die oft schon im April aufblüht. Meist werden die PFlanzen nicht höher als 15 cm, manchmal trifft man auch Exemplare bis 25 cm Größe an. Nur selten trifft man in Thüringen auf reich besetzte Fundorte. Zunehmend gehen Populationen verloren. Die Korallenwurz ist als mykoheterotrophe Orchideenart ständig auf die Symbiose mit Pilzen angewiesen. Inzwischen ist bekannt, dass diese Lebensgemeinschaft sehr sensibel auf Biotopveränderungen reagiert. Innerhalb Deutschlands hat sie ihren Verbreitungsschwerpunkt in Thüringen, Bayern und Baden-Württemberg. In Thüringen findet man die Korallenwurz nur noch zerstreut in den Kalkgebieten, außerhalb der Kalkgebiete fehlt sie inzwischen.
Blütenstand von Corallorhiza trifida
Gruppenbildung – die Pflanzen haben keine Laubblätter
Die Gattung der Riemenzungen ist hauptsächlich in Süd- und Südost-Europa verbreitet. In Deutschland gibt es nur eine Art – die Bocks-Riemenzunge – Himantoglossum hircinum. Etwa 1980 gab es in Thüringen noch drei Vorkommen (Messtischblatt-Quadranten) – alle im Raum, Jena. Auf der Verbreitungskarte von 2014 sind 39 (!!!) Messtischblatt-Quadranten als besetzt ausgewiesen. Bis vor wenigen Jahren endete ihr Verbreitungsgebiet im Raum Freiburg an der Unstrut, inzwischen gibt es auch Vorkommen nördlich des Harzes und in Niedersachsen. In der Thüringer Roten Liste ist die Art folgerichtig auch nur noch in der Kategorie 3 = Gefährdet eingestuft. Es handelt sich bei der Bocks-Riemenzunge um eine sehr stattliche Orchidee, die bereits im Herbst mit einer kräftigen Blattrosette (manchmal bis 30 cm Durchmesser) austreibt und mit dieser überwintert. Die Art braucht atlantisch getönte Witterungsverhältnisse, insofern bleibt abzuwarten, wie sie Trockenperioden wie sie bereits 2017, aber verstärkt 2018 herrschten , überdauert. Die Standorte der Bocks-Riemenzunge sind nicht zu nährstoffarme aber ungedüngte Wiesen, die auch nicht zu trocken sind und nicht unbedingt jedes Jahr gemäht werden sollten. Die Pflanzen siedeln in den offenen Wiesen oft bevorzugt im Halbschatten oder im Traufbereich von Büschen. Selbst in Gebüschen ohne starken Unterwuchs scheinen sie sich manchmal wohl zu fühlen. Hin und wieder werden auch – ähnlich wie in Süd-Europa – Weg- und Straßenränder und Böschungen sowie nicht zu stark degradierte Ruderalstandorte besiedelt.
Bocks-Riemenzunge
Blüten der Bocks-Riemenzunge
Beizuträglicher Pflege und guten Witterungsbedingungen treten, wenn auch selten, auch Massenvorkommen auf
Die Gattung ist nach neuester Auffassung monotypisch (d.h. sie besteht nur aus einer Art). Die einzige Art ist in den Gebirgen und den borealen und temperaten Zonen Europas bis Skandinaviens, Islands und Grönlands sowie Asiens bis Kamtschatka zu finden (PRIDGEON et al. 2001: 357). Pseudorchis albida war offenbar noch nie eine häufige Art in Thüringen. Sie hatte aber sowohl im Thüringer Wald, als auch im Schiefergebirge und in den Vorbergen über Buntsandstein und Kalk eine stattliche Anzahl von Fundorten. Heute ist sie auf den Bergwiesen im Thüringer Wald und im Schiefergebirge und der Rhön eine große Seltenheit und akut vom Aussterben bedroht (Rote Liste Kategorie 1 = vom Aussterben bedroht). KÜMPEL et al. (1989, S.3) erläuterten, dass von ehemals 94 besetzten Gauß-Krüger-Feldern nur noch 8 Vorkommen vorhanden waren. Die gegenwärtige Verbreitungskarte weist 10 besetzte Messtischblatt-Quadranten aus (s.u.).
Typische Begleitpflanze ist Meum athamanticum (Bärwurz)
die Pflanzen weden bis 30 cm groß, die Blüten sind extrem klein (unter 5 mm)
Es gibt in Thüringen noch ein Vorkommen mit > 100 Pflanzen in einem “guten” Jahr
Die Gattung hat 6 Arten, davon kommt in Europa nur eine vor: Epipogium aphyllum. Die Pflanze ist chlorophylllos und gehört damit neben der Nestwurz und der Korallenwurz zu den saprophytisch wachsenden Orchideen, die in ihrer Ernährung ständig auf die Symbiose mit Wurzelpilzen angewiesen sind. Die Pflanze hat keine Laubblätter. Der Stängel wird bis etwa 20 cm hoch und trägt 1-4 (6) Blüten. Der Widerbart ist ein sehr unsteter Geselle, der oft jahrelang an seinen Wuchsorten ausbleiben kann. Dazu kommt, dass seine Ansprüche an den Lebensraum immer mehr durch Waldbewirtschaftung u.Ä. gestört wird. Der Blattlose Widerbart bevorzugt Standorte in der Nähe wasserzügiger Stellen. Die Waldstandorte befinden sich auf halbschattigen bis sehr schattigen feuchten Unterhanglagen des Muschelkalks der Triasformation oder des Zechsteins auf frischen bis mäßigfrischen Lehmböden. Er hat seine aktuelle Hauptverbreitung im nördlichen Thüringen auf dem Eichsfeld und in der Hainleite bei Sondershausen. Außerhalb dieser Gebiete trat er auch in der Vergangenheit nur sehr zerstreut und meist einzeln auf. Epipogium aphyllum ist in Thüringen überall vom Aussterben bedroht: Rote Liste: Kategorie 1 = vom Aussterben bedroht.
Epipogium aphyllum
Einzelblüte des Widerbartes – die Lippe zeigt nach oben (Name!)
Biotop des Widerbartes in Nord-Thüringen
Verbreitung des Blattlosen Widerbartes in Thüringen
Das Holunder-Knabenkraut (der Name kommt von dem Duft der Blüten) ist eine Orchidee der Bergwiesen, früher kam sie auch im Kalk-Hügelland vor. Dort sind inzwischen alle Vorkommen erloschen. Auch auf den Bergwiesen ist die Situation kaum besser. Gibt insgesamt Nachweise in 144 Gauß-Krüger-Feldern (1 km²) in Thüringen, so waren davon 1989 noch 15 mit wenigen Pflanzen besetzt, während heute die Art nur noch an 13 Lokalitäten – meist mit weniger als 10 Pflanzen – vorhanden ist. Der Rückgang ist auf eine Auflassung der Bergwiesen, ihren Umbruch mit Neuansaat von Futtergräsern zu DDR-Zeiten und auch heute meist fehlender artzuträglicher Nutzung zurück zu führen. Das Holunder-Knabenkraut kommt in Mittel- und Südeuropa in nahezu auf allen Berglagen vor, wo sie teils starke Vorkommen bilden, nach Norden zu werden die Vorkommen seltener, aber in Süd-Skandinavien gibt es noch größere Vorkommen. Großbritannien und Irland werden nicht erreicht. Die Art ist nicht sehr variabel, wenn man davon absieht, dass sie in meistens in zwei Varianten – einer gelbblütigen und einer rotblütigen Form – vorkommt. Dies sit in Thüringen der Fall. Wenn nur eine Farbe vertreten ist, sind es die gelbblütigen Pflanzen.
Gelb-blühende Form von Dactylorhiza sambucina
Rot-blühende Form von Dactylorhiza sambucina
Sehr selten werden noch kleinere Populationen des Holunder-Knabenkrauts in Thüringen gefunden
Verbreitung von Dactylorhiza sambucina in Thüringen
Das Breitblättrige Knabenkraut ist ebenfalls weit verbreitet in Europa, aber nicht so weit wie Dactylorhiza incarnata. (die Schwesternart). Die Verbreitung beschränkt sich auf ganz Mittel- und große Teile West-Europas, in Osteuropa werden vor allem die baltischen Staaten besiedelt, außerdem Teile Westasiens. Die wärmeren Gebiete (Süd-)Europas, aber auch Großbritannien und Irland sowie Skandinavien bleiben ausgespart. Charakteristische Merkmale der in feuchten und nassen Wiesen wachsenden Art sind die breiten (Name!), meist gefleckten Blätter, die den Blütenstand nicht erreichen. Dactylorhiza majalis ist trotz der Trockenlegung vieler feuchter und nasser Wiesen noch eine der Orchideenarten mit der weitesten Verbreitung in Thüringen. Sie bildet an einigen Stellen Massenvorkommen mit mehr als 10.000 Pflanzen. Jedoch können mangelnde und nicht sachgerechte Bewirtschaftung der Lebensräume sehr schnell zum Erlöschen von Vorkommen führen. Die Art ist in Thüringen im Gegensatz zum Gesamtverbreitungsgebiet noch relativ konstant, aber es werden trotzdem Unterarten bzw. Varietäten beschrieben (z.B. Dactylorhiza majalis subsp. brevifolia , die aber bei Kew http://wcsp.science.kew.org/home.do und auch bei ECCARIUS (Die Orchideengattung Dactylorhiza) in die Synonymie zur Hauptart verwiesen werden.
Dactylorhiza majalis
Dactylorhiza majalis
Die Art bildet manchmal sehr individuenreiche Vorkommen
Dactylorhiza fuchsii ist eine weit verbreitete Orchideen-Art, die nahezu über ganz Europa verbreitet ist, aber auch im gemäßigten Teil Asiens bis hinter den Baikalsee vorkommt. Sie besiedelt sehr unterschiedliche Habitate, auch Ruderal-Standorte oder andere Neuentstandene Biotope, wo sich auch schnell Populationen bilden können. Infolgedessen ist die Art sehr variabel, was alle Teile der Pflanze betreffen kann. In Thüringen ist die Lippenzeichnung und -farbe häufig veränderlich, auch eine Entfärbung aller Blüten des Blütenstandes kommt vor (weißblühend). Die Art ist auch in Thüringen häufig, im Süden und Westen ist vielfach jeder Viertel-Quadrant besetzt. Im Thüringer Becken und weiter in Richtung Nordosten nimmt die Fundortdichte ab.
Charakteristisch sind die relativ schmalen, gefleckten Blätter