Große Händelwurz – Gymnadenia conopsea
G. conopsea ist eine der variabelsten Orchideenarten Thüringens: Blütengröße, Blütenfarbe (weiß, rosa, rötlich-violett, kräftigpurpurrot, gelb), Pflanzenhöhe und Form der Blütenblätter (Lippe, Petalen)variieren in breitem Maße.
In Thüringen lassen sich (nach Abtrennung von G. densiflora als Art) nach ihren Merkmalskombinationen, ihrer Phänologie und Ökologie drei Sippen unterscheiden, wobei es unterschiedliche Auffassungen über deren taxonomischen Status gibt:
- meist klein bleibende Pflanzen mit hellvioletten Blüten, kaum duftend, Blütezeit sehr früh (ab Ende Mai), bevorzugt in Kalkmagerrasen. Diese Pflanzen entsprechen der G. conopsea var. conopsea (L.)R. Br.
- oft kräftige, höherwüchsige Pflanzen, Blütenfarbe kräftig rötlich-violett, stark duftend, Blütezeit etwa zwei bis vier Wochen später (ab Mitte Juni bis Anfang August), häufige Horstbildung mit 3-12 Blütentrieben. Diese Pflanzen entsprechen weitgehend der G. conopsea var. neglecta Vöth. Sie bevorzugen schattigere, nord- oder westexponierte Kalkmagerrasen. Selten kommen sie aber auch auf sickernassen Feuchtstellen über Sand und mäßig sauren Schwemmböden vor.
- Pflanzen der Bergwiesen im Thüringer Wald und im Schiefergebirge, angepasst an die Lebensgemeinschaft der Borstgrasrasen und Bärwurzwiesen. Pflanzen kleiner bleibend, Blätter linealisch meist mit kapuzenförmig eingezogener Spitze, später blühend (Mitte Juni bis Juli/August), schwach duftend, Blütenfarbe kräftig rotviolett, Mittelzipfel der Lippe vorgezogen und oft nach obengebogen. Diese Pflanzen entsprechen weitestgehend der G. conopsea subsp. montana Bisse, die heute von den meisten Autoren in die Synonymie von G. conopsea verwiesen wird . Sie waren auf den Berg-wiesen in Thüringen einst weit verbreitet und sind heute nur noch an wenigen Fundorten zu finden.
In den Kalkgebieten ist die Art noch weit verbreitet, selten in ist sie in Buntsandsteingebieten zu finden, sehr rar geworden ist sie im Thüringer Wald und im Schiefergebirge. Füller (1978, S.14) bezeichnet G. conopsea noch als häufige Art auf fast alleneinschürigen Bergwiesen des Thüringer Waldes. Ehemals reich besetzte extensiv bewirtschaftete Ertragswiesen sind heute verarmt; auf wenigen wird – unter Schutz gestellt – versucht, die Art zu erhalten. In Ostthüringen sind auffallend viele Fundorte erloschen.
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